Eigentlich dürfte es mich nicht mehr überraschen und auch nicht ärgern. Dass sich eine Situation innerhalb weniger Stunden komplett ändert und die gesamte Planung über den Haufen wirft ist in diesem verrückten „Coronajahr“ eigentlich das einzige normale.
Wie ich im letzten Beitrag geschrieben habe, wollten wir uns im Oktober nach monatelanger Pause endlich wieder zu Chorproben treffen. Wieder mit großem Abstand zueinander und auch wieder mit reduzierter Teilnehmerzahl, da viele SängerInnen im Moment noch nicht wieder in der Gruppe singen möchten.
Bis zum Vorabend hatten sich auch genügend SängerInnen gemeldet, so dass ich voller Vorfreude bestätigt habe, dass die Probe stattfindet. Womit ich aber nicht gerechnet hatte, war das aktuelle Infektionsgeschehen an Bad Mergentheimer Schulen. Als Vorsichtsmaßnahme steht daher auch die Laudaer Schule im Moment nicht für außerschulische Nutzung zur Verfügung – unser Chor ist zur Zeit im Schulhaus nicht willkommen… Ergo: es finden die für Oktober geplanten Proben nicht statt. Dass das passieren kann, hatte ich schon auf dem Schirm. Aber dass unsere Flexibilität schon die Absage der ersten Probe zur Folge hat, nicht.
Das ganze wäre ja nicht so schlimm, wenn man sich nicht ständig den Kopf zerbrechen und die wiederkehrende Diskussion führen würde, wie man ein gewisses regelmäßiges Vereinsleben wiederbeleben und aufrecht erhalten könnte.
Und was heißt das aber für die Young Voices? Vielleicht, halten wir uns auch an die Worte von Herrn Kretschmann in seiner Ansprache vom 09.10.20: Vielleicht sollten wir in der Pandemie die Proben lassen, auch wenn es eigentlich erlaubt ist. Vielleicht sollten wir wirklich eine Pause bis ins Frühjahr 2021 in Betracht ziehen, um dann (erneut) den Wiederanfang in Angriff zu nehmen. In den aktuellen Zeiten müssen wir die Gesamtsituation nüchtern betrachten und durch Verzicht Rücksicht aufeinander üben. Eine Tatsache, die ich nur schweren Herzens akzeptieren kann, da es immer schwieriger wird, den Verein wiederzubeleben, je länger unsere Zwangspause andauert.
Zum Wiederbeleben des Vereinslebens kommt mir nun wieder eine Pressemeldung in den Fränkischen Nachrichten vom 19.08.2020 in den Sinn. Stolz ließ der Landtagsabgeordnete unseres Wahlkreises, Prof. Dr. Wolfgang Reinhart die Öffentlichkeit wissen, dass das Land die Vereine der Breitenkultur finanziell unterstützen würde, um das Wiederaufleben des Vereinslebens trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie zu ermöglichen. Juchu!
Doch so wirklich hilft uns diese „Finanzspritze“ nicht weiter, denn ein ausreichend großer Probenraum, der nicht mit den Aktivitäten anderer Vereine kollidiert lässt sich damit nicht herbeizaubern. Und dasselbe gilt für Auftrittsmöglichkeiten: welcher Verein kann als Veranstalter eigener Konzerte einen Saal finanzieren, in dem dann ca. 150-200 Zuhörer mit dem vorgeschriebenen Abstand zueinander platziert werden können? Wie kann der bürokratische Aufwand zur Kontaktverfolgung der Besucher gestemmt werden? Geschweige denn, welcher (ehrenamtliche) Vorsitzende die (womöglich strafrechtlichen) Konsequenzen tragen möchte, weil man im Bürokratie-Dschungel nicht alle Punkte der aktuellen Corona-Verordnung eingehalten hat. Und ob sich dann die Veranstaltung überhaupt finanziell trägt, wenn keine Bewirtung erlaubt ist, mehr technische Ausstattung benötigt und am Ende womöglich nicht die erwarteten Besucher kommen, steht auf einem weiteren Blatt.
Es wird also für unseren Chor noch ein langer Weg, bis wir überhaupt wieder irgendeine regelmäßige Zusammenkunft oder Konzerte planen können. Ich wünsche mir aber, dass in dieser langen Pause die Sehnsucht nach dem gemeinsamen Singen und die Erinnerung an die Freude, die es uns gemacht hat, bei allen im Herzen bleiben und dafür sorgen, dass irgendwann wieder unsere Stimmen gemeinsam erklingen.